Besser zusammen – Deetz begrüßt Europa
Für einen Monat mit Gleichaltrigen aus verschiedenen Ländern zusammenleben, das war die Motivation von jungen Freiwilligen aus ganz Europa, am Projekt „Besser zusammen – Deetz begrüß Europa“ der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e. V. (AGSA) in Kooperation mit dem Europa-Jugendbauernhof Deetz e.V. teilzunehmen. Die Auslandsgesellschaft (AGSA e.V.) ist seit vielen Jahren im europäischen Freiwilligendienst tätig, welches durch das Europäische Solidaritätskorps, einem Programm der Europäischen Union, finanziert wird. Das Programm fördert grenzüberschreitende Aktivitäten, die der Gemeinschaft zugutekommen. So kommen zum Beispiel jedes Jahr 10 junge Menschen aus dem Ausland nach Magdeburg, um für ein Jahr verschiedene gemeinnützige Einrichtungen zu unterstützen. Die AGSA entsendet aber im Gegenzug auch junge Menschen aus Sachsen-Anhalt in gemeinnützige Projekte ins europäische Ausland. Der AGSA war es bei diesem Projekt besonders wichtig, mit einer Einrichtung im ländlichen Raum zusammenzuarbeiten. So entstand die Kooperation mit dem Europa-Jugendbauernhof im Deetz im Ergebnis einer Informationsreihe zur Nutzung von EU-Programmen für Jugendeinrichtungen, welche durch die Europabeauftragte des Landkreises Anhalt-Bitterfeld und der AGSA organisiert worden ist. Insgesamt 23 junge Menschen, sogenannte Freiwillige aus Dänemark, Frankreich, Griechenland, Italien, Russland, Spanien, der Ukraine, Bosnien und Herzegowina, Rumänien, Slowakei, Ungarn und Deutschland nutzten die Chance für jeweils vier Wochen im Europa-Jugendbauernhof Deetz, einem eher unbekannten Ort in Deutschland, neue Erfahrungen zu sammeln und Fähigkeiten zu erlernen.
Tobias Bötcher, Ortsbürgermeister Deetz: „Ich freue mich über das große Interesse von jungen Menschen aus Europa an einem solchen Projekt in Deetz. Der Europa-Jugendbauernhof trägt stark zur Bekanntheit unseres Ortes bei. Es gibt nicht viele kleine Städte in Sachsen-Anhalt, die eine Einrichtung mit einer internationalen Ausrichtung haben“.
So unterstützte das erste Team von 12 jungen Freiwilligen im August/ September 2021 z.B. bei der Vorbereitung und Durchführung der Festlichkeiten zum 25-jährigem Jubiläum des Europa-Jugendbauernhof. Tore, Türen und Wände wurden gestrichen, Holzzäune getauscht – eben alles was dazugehört, um ein Jubiläum würdig zu begehen. Aber auch die Tiere auf dem Bauernhof wurden nicht vergessen! Das zweite Team organisierte ein buntes Ferienprogramm für Kinder in den Oktoberferien und hinterließ, ebenso wie das erste Team Spuren auf dem gesamten Europa-Jugendbauernhof. Viele der jungen EuropäerInnen leben in Großstädten. So war das Leben auf dem Bauernhof anfangs eine „echte Herausforderung“, denn z.B. Freizeitgestaltung und Einkaufen ohne Auto und mit ÖPNV im ländlichen Raum ist nicht so einfach. Erschwert wurde die Freizeitgestaltung auch dadurch, dass die Kontaktaufnahme und Verständigung mit der Bevölkerung des Ortes durch die Sprachbarrieren auf beiden Seiten etwas schwierig waren. Daniel Adler, Projektleiter der Auslandsgesellschaft hätte sich natürlich auch mehr Begegnung mit der Bevölkerung in Deetz gewünscht. „Da gab es auch Interesse auf beiden Seiten, jedoch auch eine große Unsicherheit wegen der Corona-Auflagen.“ Das Zusammenleben in den Gruppen war nicht so einfach, es gab am Anfang viele (kulturelle) Konflikte. Diese wurden dann aber gemeinsam besprochen wurden und am Ende ist echte eine Gemeinschaft entstanden. Die Teilnehmenden waren insgesamt sehr aufgeschlossen und engagiert. Einige, so Daniel Adler, haben erzählt, dass sie gern länger geblieben wären.
In einem Zusammentreffen mit Bianca Laukat, Europabeauftragte des Landkreises Anhalt-Bitterfeld berichteten die jungen Freiwilligen von ihren Erfahrungen, aber auch von ihren Wünschen und Träumen. Im Gedächtnis geblieben sind Bianca Laukat z.B. die leuchtenden Augen einer Freiwilligen, als sie davon erzählte, dass sie in der Zeit auf dem Bauernhof Fahrradfahren gelernt hat. Für viele war es aber auch das erste „Hantieren“ mit einem elektrischen Werkzeug oder der Umgang mit Tieren vom zugehörigen Bauernhof. Für Bianca Laukat war es ein gelungenes Projekt. Sie hofft, dass weitere Freiwilligenprojekte im Landkreis Anhalt-Bitterfeld folgen. Weitersagen ist deshalb ausdrücklich erwünscht! „Derartige Projekte schärfen den Blick über den Tellerrand, bringen Europa in den Landkreis und stärken den europäischen Gedanken.“
Ulrich Weimeister, der Leiter des Europajugendbauernhof in zweiter Generation erzählt, dass bei der Eröffnung der Einrichtung vor nunmehr 25 Jahren die Unterstützung der Völkerverständigung das Leitmotiv war. Stolz schwärmt er davon, dass bereits viele junge Menschen aus aller Welt seitdem am Aufbau beteiligt waren. „Durch die Corona-Pandemie konnten wir leider keine internationale Jugendarbeit mehr machen. Das Projekt war für uns eine Art Neustart“, so Weimeister weiter. Und, er ist dankbar für die Unterstützung durch die europäischen Freiwilligen, denn dadurch konnten viele Tätigkeiten erledigt werden, die während der Corona-Pandemie liegen geblieben sind oder für die im Alltag das Personal fehlt.
Gastbeitrag von Bianca Laukat, Europabeauftragte des Landkreis Anhalt-Bitterfeld